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AOX-Bilanz einer Kläranlage

In einer Stadt in Nordrhein-Westfalen sind in der Vergangenheit immer wieder in warmen, trockenen Sommermonaten erhöhte AOX-Belastungen im Klärschlamm aufgetreten. Die AOX-Konzentrationen stiegen im Sommer von durchschnittlich 200 – 300 mg/kg TS auf mehr als 500 mg/kg TS. Die Belastung lag teilweise über dem Grenzwert nach AbfKlärV und verhinderte damit die ansonsten praktizierte landwirtschaftliche Klärschlammverwertung. Aus diesem Grunde war in einem Gutachten zu prüfen,

  • ob die erhöhte Klärschlammbelastung auf Indirekteinleitungen zurückgeht
  • ob die AOX-Fracht bestimmten Indirekteinleitern zugeordnet werden kann
  • welche Maßnahmen ggf. im Indirekteinleiterbereich zu treffen sind.

Insbesondere sollte die AOX-Relevanz eines bestimmten Einleiters der papiererzeugenden Industrie und dessen Einfluß auf die Klärschlammbeschaffenheit geprüft werden.

Ergebnis

Die Messungen und Berechnungen ergaben, daß die erhöhten AOX-Belastungen im Klärschlamm nicht auf Indirekteinleitungen, sondern auf kläranlageninterne Prozesse zurückzuführen sind. Die AOX-Frachten im Zulauf sinken in der fraglichen Zeit tendenziell eher ab. Es wird ein Zusammenhang vermutet mit verringerten Mischwasserzuflüssen im Sommer, mit erhöhter Verweilzeit des Abwassers und mit dem Schlammalter.

Eine Zuordnung der AOX-Fracht zu bestimmten Indirekteinleitern ist ohne aufwendige Langzeitmessungen nicht möglich. Ein Abbautest mit dem Abwasser des speziell untersuchten AOX-Einleiters (Zahn-Wellens-Test) ergab, daß die AOX-liefernden Stoffe nur zu etwa 1 % im Belebtschlamm angereichert werden und zu 36 % abgebaut werden (biologisch bzw. chemisch durch Hydrolyse). Etwa zwei Drittel der AOX-Fracht verbleiben in der Wasserphase, was auf eine unveränderte Passage der Kläranlage schließen läßt.

Diagramm: AOX-Verteilung in der Kläranlage

Die Untersuchungen ergaben eindeutig, daß zur Vermeidung von erhöhten AOX-Belastungen zu bestimmten Jahreszeiten künftig das Wasser- und Schlammanagement in der Kläranlage verändert werden muß. Die Indirekteinleiter tragen zu diesem Problem nur unwesentlich bei. Zur Verminderung der AOX-Konzentration im Kläranlagenablauf muß parallel dazu auch künftig die Einleiterüberwachung verstärkt werden und die AOX-Fracht flächendeckend durch Substitution von AOX-verursachenden Stoffen, durch geeignete Vorbehandlungsmaßnahmen u. ä. verringert werden.